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Event 4

Saarland Trip des SSV

Ein Alleinstellungsmerkmal des SSV ist das besondere Interesse an unseren zugereisten Mitgliedern. Jena zieht an und so haben wir mittlerweile Teamkollegen aus Hamburg, Berlin, Dresden ... die ihre neue sportliche Heimat im Lieblingsverein gefunden haben. Dafür lassen wir uns gern deren Städte zeigen und kommen so ziemlich rum. Diesmal war Micha dran, der darauf brannte, uns sein Saarland zu zeigen. Er selber spielt nicht bloß gern Fußball, sondern hilft, wo er kann, spricht ununterbrochen über Essen und dessen Zubereitung, interessiert sich für Politik und das Leben, ist Familienmensch und Teamplayer – also praktisch einer von uns. Diese Ähnlichkeit ist so frappierend, dass es bloß eine Begründung geben kann: der Saarländer stammt vom Thüringer ab. Dies ist zwar bisher in der historischen Forschung weitgehend unerwähnt geblieben, soll hier aber natürlich aufgelöst werden.

Um das Jahr 400 herum waren Thüringer und Hunnen miteinander verbündet. Während eines gemütlichen Bratwurstessens im Jahr 450 beschlossen König Merwig II und sein Schwiegervater Attila doch mal beim Nachbar vorbeizuschauen. Und da ja der Nachbar der natürliche Feind des Menschen ist, wurde statt Kuchen und Wurst lieber Streitaxt und mehrere Handvoll Krieger mitgenommen. Der Ausflug nach Franken endete dann auf den Katalaunischen Feldern mit einer unerwarteten Niederlage. König Merwig war tod, die Thüringer und Hunnen geschlagen und der Rückweg nicht bloß verstellt, sondern eigentlich auch ziemlich weit. So mußten die zurückflutenden Truppen blöder Weise auf halbem Wege halt machen und sich ansiedeln. Andere Mütter haben auch schöne Töchter und da die Schlacht auf Höhe von Chalons en Champagne stattfand, kann man mit geradem Strich in Richtung Thüringen bereits erkennen: die Damen des Saarlandes scheinen die Thüringer willkommen geheißen zu haben. Bezeugt werden diese „Westthüringer“ durch einen Brief Theoderich des Großen aus dem Jahre 491, der die Könige der Heruler, Warnen und Thüringer um Unterstützung gegen den Frankenkönig Clodwig bittet („et ideo vos, quos conscia virtus erigit et consideratio detestabilis“). Der Rest ist Kulturgeschichte, Genetik und Tradition. Welche Ähnlichkeiten dies erzeugte, wird noch zu erzählen sein.

Ein Nachmittag mit 2 Bier, Internet und Telefon wurde von Michel und pj zur Organisation unseres Trips genutzt. Ein Hotel war schnell gefunden, ein Anruf dort brachte auch vernünftige Preise. Der Rest war Ablaufplanung und Info an die Teilnehmer.

Freitag: Wir waren zu acht, die Fahrer verteilt und alle pünktlich am Start. Die Vorhut mit Michel, pj, Horst und Frank startet morgens und gegen Mittag folgten dann Torsten, Jens, Adrian und Matthias. Ziel war Saarloui, was staufrei erreicht wurde. Da ich mit Michel unterwegs war, wurde dem Thema Essen eine größere Aufmerksamkeit gewidmet. Die beste Currywurst des Saarlandes (drunter machen wir es nicht) sollte probiert werden. Als Jenenser ist man hier mit Fritz!Mitte verwöhnt und ich denke, das bleibt auch die Referenz. Im Anschluss hieß es: im Hotel einchecken und Ausflug zum Polygon.

Das Teil steht natürlich auf einer ehemaligen Halde, die hundert Meter hoch in die Landschaft geschachtet wurde. Der Aufstieg wurde durch einen schönen Ausblick entlohnt, ein Bier wurde getrunken und weiter gings, um ein paar Schritte durch die Stadt zu laufen. Auf dem Markt war ein großes Oktoberfestzelt aufgebaut und dort war dann auch beinahe ganznächtig ziemliches Remmidemmi... Für den Abend hatten wir uns mit der Nachhut im Schnitzelhaus verabredet und dort gab es dann zusätzlich: Gefällte.

Ein Gericht, dass die thüringer Wurzeln offenbart: ein Kartoffelkloß wird mit Hack/Leber/Blutwurst gefüllt. Dazu wird Sauerkraut und Sahnesoße gereicht. Klingt ulkig – schmeckt großartig und so war dieses Gericht am meisten nachgefragt. Danach noch ein Absacker in der Hotelbar und der Freitag war Geschichte.

Samstag: Saarland heißt Bergbau, schwere Arbeit, Umbruch und Neuausrichtung. Dies alles läßt sich am besten im Weltkulturerbe Völklinger Hütte bestaunen.

Nachdem die Produktion dort eingestellt wurde, stellte man fest, dass es ein solches Industriedenkmal europaweit nicht noch einmal gibt. Und wirklich: man muss dort gewesen sein. Durch unser Hotel wurde die Saarlandkarte ausgegeben und die ermöglichte den Nahverkehr UND die Eintrittspreise der kommenden Tage. Sensationell – und so fuhren wir mit der Bahn und ergingen uns einige Stunden auf dem Hüttengelände. Riesengroße Anlage, verschiedenste Ausstellungen, Führungen und Informationen – wir waren 4 Stunden beschäftigt und begeistert.

Im Anschluss schauten wir uns noch das Stammhaus von Villeroy und Boch an und gingen in ein Cafe, wo es ausgezeichneten Kuchen gab. Unter uns: das war Thüringer Blechkuchen. Irrtum ausgeschlossen. Nachdem alle wieder aufgetankt waren, ging es zum Wandern an die Saarschleife.

Landschaftlich ein Kracher, leider ohne gut gelegenen Biergarten und irgendwie muckte auch das Wetter rum. Sonne, Wolken, Regen im wilden Mix – Schlittergefahr auf dem Rückweg, aber vom Ausblick überaus lohnend. Im Tal wartete das Brauhaus und bot verschiedenste Sorten an, plus einer ausgezeichneten Küche. Natürlich gab es auch wieder Gefällte, die ganz wunderbar schmeckten. Die Rückfahrt wurde per Bahn erledigt und da die länger nicht kam, gab es Gelegenheit mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Einer kannte sogar Jena, war er doch mal zum Auswärtsspiel incl. angeblichen 7:0 Sieg dort gewesen. Diese Info haben wir uns dann in der Hotelbar wieder schön getrunken und genossen im Anschluss die Klatschmarschmusik des Oktoberfestes zum Einschlafen.

Sonntag: Vom Saarland sahen wir an diesem Tag nichts. Das Wetter bot eine Sicht von 20 cm und der Rest war Regen. Bei Forest Gump werden die unterschiedlichsten Arten von Regen in Vietnam beschrieben: ... es gibt sogar Regen der von unten kommt ... Dafür muß man nicht bis Vietnam fahren.

Unsere Tagesordnung hieß: auf Michels Spuren und so ging es in seine unmittelbare Heimat. Zuerst auf den Schaumberg, dessen Ausblicke dort auf Fotos präsentiert wurden und dadurch nachvollziehbar waren.

Im Anschluss die Kirche in Tholey, die nicht bloß ein architektonisches Highlight ist, sondern auch besonders schöne Kirchenfenster, u.a. von Gerhard Richter präsentiert. Der Küster hatte einfach mal einen Brief geschrieben und überraschend sagte der teuerste lebende Künstler Deutschlands die Gestaltung zu. Im Anschluss ging es auf Michels Ländereien und zu jeder Ecke hatte er was zu erzählen: in dieser Kurve hatte er seinen Mopedunfall, dort wohnte die erste Freundin, hier ist Schwager, Neffe, Nichte zu Hause, dort hinten hat er das Auto vom Vadder geschrottet... Ein Refugium an Geschichten, die auch während des Bratens beim Schwager immer weitererzählt wurden.

Das Braten heißt beim Saarländer: Schwenken, weitere Unterschiede sind aber nicht bemerkbar. Auch hier wird am liebsten der Tag am offenen Feuer verbracht und dies mit leckerem Grillgut zelebriert. Hatte ich schon irgendwas über Abstammung erzählt ... ?

Gegen Abend kehrten wir ins Hotel zurück, saunierten und gingen zum Abendessen zum „Hans im Glück“ überaus leckere Burger genießen. Die Hotelbar war obligatorisch.

Montag: Das Frühstück im Hotel war alle Tage großartig. Wir schwatzten noch ein wenig, verabschiedeten uns, checkten aus und fuhren zufrieden nach Hause.

Danke Michel.

p.j.

⚠ (:commentbox:)

Michel?25 Oktober 2022, 18:51

Hallo Peter Danke für den schönen Reise Bericht

FF?25 Oktober 2022, 18:51

Ganz großartiger Bericht. Danke Peter.

Matthias?25 Oktober 2022, 18:51

Oder frei nach der BILD-Zeitung: Reisen wird durch Peter erst schön…

Jens?25 Oktober 2022, 18:51

Ja top

Horst25 Oktober 2022, 18:51

Wie immer wenn Peter schreibt, herzhaft und eine Freude zu lesen 👍