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Cup Bericht

Cup 2017

Praeludium:

In Jena regnet es nie. Das ist so sicher, wie der Blitzer im Tunnel. Seit Generationen werden hier Kinder eingeschult, die erst im Fach Heimat- und Sachkunde den Begriff Regen erläutert bekommen. Deshalb spielen wir Sommers wie Winters draußen und verschwenden auch für Veranstaltungsplanungen keinerlei Gedanken an Wetterunbill. So war für unser Pre-Turnier-Vereinsfest am Cupvorabend (15 Jahre SSV) der Grill aufgestellt und zusätzlich harrten einige Bierkästen der feierwütigen SSV Mitglieder. Aber ausgerechnet an diesem Abend hatte sich das Standardhoch über Jena mit einem dahergelaufenen Tief gebalgt und was daraus entstand, schaffte es sogar in die Nachrichten:

Laut Unwetterzentrale blitzte es mehr als 33.000 Mal innerhalb einer Stunde. Nachdem Jena am Donnerstag mit 30,9 Grad Spitzenreiter bei den sommerlichen Temperaturen war, führte Jena am Freitag die Liste mit dem meisten Regenwasser an. Laut MDR-Wetterstudio fielen innerhalb von einer Stunde 32,3 Liter Wasser pro Quadratmeter.

Wie immer: Jena auf Platz 1 – was uns für den Cup sehr optimistisch stimmte. Der Nachteil war, dass unser Vereinsmitglied André als Feuerwehrmann seine Turnierplanungsmeditation durch Keller auspumpen ersetzen musste und der Besucherandrang zum Vereinsfest recht übersichtlich blieb. Trotzdem schaffte es der eine oder andere durchs Chaos bis zum Westsportplatz und dort wurde dann gezecht und geschwatzt, bis der regenbedingte Kälteeinbruch auch die Beständigsten vertrieben hatte.

Turnier:

Bereits vor dem Frühstück meldeten sich besorgte Teams per whatsapp: Findet das Turnier statt? Klar. Die Sonne schien, es gab ein paar kleine Wölkchen, es war nicht mehr so warm – idealstes Fußballwetter. Auf dem Westsportplatz angekommen, waren schon einige Teams vor Ort, der neue Sponsor war auch da und die Aufbauarbeiten fast abgeschlossen. Wir bekamen unsere neuen Shirts überreicht, dankten artig, machten uns warm und begutachteten den Platz. Der Rasenplatz war in einem super Zustand. Dass es die Kreide zur Platzmarkierung weggeschwemmt hatte und die Tornetze nicht zu finden waren sind ignorierbare Petitessen. Wir markierten mit Hütchen, appellierten an Fairplay bei Torentscheidungen und waren startbereit. Ein Team fehlte – selber schuld.

Torsten eröffnete das Turnier, stellte Modus, Sponsor und Ablauf vor und schon ging es los. Es wurden 2 Gruppen ausgelost und die nachfolgenden Finalspiele sollten nach der Platzierung in den Gruppen ausgespielt werden. Die Gruppensieger qualifizierten sich also für das Spiel um Platz 1, die Zweitplatzierten für das Spiel um Platz 3 und so weiter. Unsere Gruppe komplettierten Teams von Bechtle Weimar, den Johannisbuben und der SG Handel. Die 2. Gruppe bestand aus den Erlangen Rangers und Teams aus Burgau und Lobeda, während Zwätzen kniff. Jede Mannschaft sollte 6 Feldspieler plus den Torwart stellen. Unser Mitglied Frank brachte seine Torwartqualitäten als Export bei einem numerisch indisponierten Team ein. Wir helfen halt gern, noch dazu, wo wir doch unseren ehemaligen Torwart Elmar nach Jahren der Abstinenz überraschend am Donnerstag vor dem Cup zum Abschlusstraining begrüßen durften. Ich hätte ihn beinahe nicht wiedererkannt...

Das erste Spiel ging gegen Bechtle Weimar. Eine Betriebssportgruppe aus verschiedenen aktiven Spielern speziell für den Cup zusammengestellt. Besonders gern gesehen: auch eine Frau war im Team. Durchschnittsalter ca. 35. Unsere Aufstellung sah folgender Maßen aus: Torwart Elmar, davor links Jörg, Mitte Frank, rechts ich, Mittelfeld mit Christoph und vorn unsere Spitzen links Danny und rechts Friedemann. Das heißt: Abwehr Durchschnitt 50 Jahre, Mittelfeld 45 Jahre, Angriff 25 Jahre. Unschlagbar. Ich gab noch die Parole aus, dass es in diesem Spiel um die Höhe des Ergebnisses gehen würde und los gings.

Überraschender Weise spielte Bechtle nicht bloß mit, sondern machte gleich mal das Spiel. Wir waren auch ganz gut, kassierten aber trotzdem einen Treffer über links, der allerdings auch sehr schön herausgespielt und abgeschlossen wurde. Rückstand, Emotion, Adrenalin und etwas Hektik. Nun ging es aggressiver zur Sache, ohne unfair zu sein. Bälle wurden nun schneller, genauer und direkter gespielt. Christoph wurde von rechts schön in Szene gesetzt, nachdem er sich in der Mitte gut freigelaufen hatte, traf satt zum Ausgleich und bescherte mir einen Scorerpunkt. Friedemann rackerte wie ein Berserker und knallte den Ball beim 6. Versuch endlich zu unserer Führung unter die Querlatte. Der Rest vom Spiel war seriöse Verteidigungsarbeit. Halleluja, 2:1 gewonnen, gut gearbeitet – aber Bechtle war echt kein Kanonenfutter.

Im nächsten Spiel ging es gegen einen Traditionsgegner: die SG Handel. Ein Team, auf das wir bei verschiedenen Turnieren bereits trafen und gegen das uns bereits ein Finalsieg gelungen war. Altersdurchschnitt wie wir, aber leider bloß mit 5 Feldspielern vor Ort. Das hieß: wir mussten umstellen und dies gelang eher nicht. Ein Abwehrspieler musste draußen bleiben und da es mich traf, war der Spielverlauf absehbar. Anstoß, Ballverlust, links nicht aggressiv genug verteidigt, flacher Volleyschuss perfekt getroffen und nach 15 Sekunden stand es bereits 0:1 gegen uns. Unser Team war bloß kurz geschockt, umgehend wurde zum Halali geblasen und ein Angriff folgte auf den anderen. Die SG hielt dagegen, blieb immer gefährlich, unser Ausgleich wäre trotzdem längst verdient gewesen und wollte aber einfach nicht fallen. Friedemann war ein Laufwunder, da er vom Sturm in die Abwehr und wieder zurück sprintete. Gebete wechselten mit Gebrüll und die Zeit lief ab. Dann Schlusspfiff und Trauer. André wusste gleich, was ich schreiben würde und ich enttäusche selten.

Das letzte Gruppenspiel musste jetzt unbedingt gewonnen werden, um bei einem eventuellen Ausrutscher unserer Gruppengegner doch noch ins Finale einziehen zu können. Die Johannisbuben waren glücklicherweise mit ausreichend Feldspielern vor Ort, so dass wir erneut unsere Stammaufstellung auflaufen lassen konnten. Dieses Spiel war ein richtiges Ringen. Die Johannisbuben spielten schnell und entschlossen und schossen bei jeder Gelegenheit extrem gefährlich aufs Tor. Zweimal Latte, einmal Pfosten – Glück gehört auch dazu – oder eben Pech beim Gegner. Friedemann erledigte vorn humorlos seine Aufgabe und nutzte gleich die erste Chance nach perfektem Zuspiel von Danny zur Führung. Nun ging es heftiger auf dem Platz zu, es gab Gemecker und Mimositäten, die erst nach einigen Appellen beigelegt wurden. Ein bisschen viel Emotion, aber auch das ist Fußball. Bevor richtige Unruhe aufkommen konnte, gelang Friedemann auch noch das 2:0 und damit hatten wir uns immerhin für das kleine Finale qualifiziert.

Hier trafen wir auf den FSV Burgau, eine Mannschaft, die in ihrer Gruppe bloß gegen die Erlangen Rangers verloren hatten. Ein relativ junges Team, ein Mitspieler großflächig tätowiert, ein Quotenspieler etwas älter, überaus fair und recht dynamisch spielend. Ein schönes Spiel, mit seriösem Passspiel und recht ordentlicher Raumaufteilung. Hinten wurde gut verteidigt, Jens verschob sogar mal nach vorn, Christoph verteilte jeden Ball, Danny bereitete vor und Friedemann schob ein. Wir führten 2:0, aber auch der Gegner war gut im Spiel und erarbeitet sich Chancen. Eine Flanke des Gegners musste ich in höchster Not kurz vor Schluss beherzt aus dem Strafraum raushauen, was aus kurzer Distanz zu nah neben unser Tor kam und dadurch von Elmar dann unglücklich noch irgendwie rückwärtig ins eigene Tor bugsiert wurde. Das sah nicht extrem professionell aus, führte zum Anschlusstreffer und ließ nochmal Spannung aufkommen. Also: arbeiten, arbeiten, arbeiten und dann genießen - 3. Platz –ein tolles Turnier.

Fazit:

Wir können Fußball spielen, wir können Cup und wir haben ein Team mit bemerkenswertem Kader.

Michel: großartig. Einkäufer, Organisator, Griller – welch eine Arbeit. Danke. Adrian gleichfalls: half an allen Ecken.

Wenn man bedenkt, dass beide aus dem Westen kommen, erahnt man die integrative Kraft unseres Vereins. Eventuell waren sie aber auch schon vorher einfach wunderbar.

Torsten, der den Großteil der Organisation geleistet hat – á la bonne heure. Frank F. – auf dem Platz und in der Organisation umsichtig und verlässlich. Das lässt sich mit anderen Namen fortsetzen, aber ich möchte diese Mitglieder einfach mal herausheben, weil sie mich stolz gemacht haben.

Mit diesem Konzept und der Unterstützung können wir auch in Zukunft wunderbare Turniere erleben. Lasst uns das beibehalten.

P.S. Wenn es euch auch gefallen hat: CUP 2017 Shirt - Shop

p.j.